Unter dem Stichwort Motion habe ich schon erläutert, dass man damit Pre-Snap herausfinden kann, ob eine Defense Zone oder Man Coverage spielt. Vielleicht spielt eine Defense sogar immer das eine oder das andere, das ist gerade im Jugend- und Einsteigerbereich gar nicht so unwahrscheinlich. Aber wenn man das nun herausgefunden hat – wie reagiert man darauf?
Beide Defense-Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. Und so gibt es auch viele Do’s und Dont’s, wenn man gegen sie als Offense spielt. Wenn man den OC der Natio, Hauke Bastert, mal von F-Far und F-Near sprechen hört, merkt man schnell, wie ausgefuchst das Ganze werden kann und wie gut insbesondere die QBs die Defense lesen sollten. Aber so weit muss man es gar nicht treiben, hier je zwei Beispiele für mögliche Vorgehensweisen gegen die Coverages:
Zone
- Pass in die Seems: Zonen sind besonders an den Übergangspunkten („Seems“) anfällig. Der alte Spruch „nimm Du ihn, ich hab ihn sicher“ passt hier wunderbar. Wenn die Defenses ihre Zonen nicht ständig adjusten oder wirklich eine perfekte Übergabe-Kommunikation haben, sollte man gezielt diese Stellen angreifen, die Laufwege ggf. anpassen und die Pässe entsprechend timen.
- Zonen überladen: Zonen gegen einzelne Spieler:innen zu verteidigen, ist häufig leicht. Wenn aber mehr als ein Offender in die Zone eindringt, wird es schnell tricky. Entweder muss hier ein anderer Defender die eigene Zone verlassen und aushelfen, was ein sehr großes Risiko birgt, oder die Zone muss durch eine:n einzelne:n Abwehrspieler:in ideal abgedeckt werden. Das wird umso schwerer, wenn sich die Angreifer:innen an den Rändern bzw. äußeren Punkten der Zone bewegen. Spätestens wenn drei Leute in einer Zone sind, wird es quasi unmöglich zu verteidigen – sofern sich die Offender nicht zu nah kommen und gegenseitig auf den Füßen stehen. Hier lautet das Stichwort dann: Stretching! Eine Zone wird so weit es geht in die Länge gezogen, bis sie schlicht nicht mehr zu verteidigen ist.
Man
- Das Grundprinzip Nummer Eins gegen Man Coverages: Mismatches kreieren! Große Receiver gegen kleine Defender, schnelle gegen langsame, wendige gegen statische uvm. Lässt sich ein Safety zu leicht überlaufen, stellt man seinen schnellsten Receiver genau dagegen und lässt ihn auf eine tiefe Route gehen. Lässt sich ein Cornerback durch zwei Cuts aus der Balance bringen, stellt man den kleinen, wendigen RB einfach mal als Receiver auf die Seite. Große Center laufen ihre Slants konsequent auf die Seite mit der kleineren Defense.
- Crossing Routes: Im Playbook sollten immer ein paar Spielzüge enthalten sein, bei denen die Receiver ihre Routen kreuzen. Während eine Zonenverteidigung die Spieler:innen einfach übergibt/tauscht, muss die Defense bei einer Man Coverage ihren jeweils zugeordneten Gegner:innen folgen. Crossing Routes erzeugen hierbei herrliche Verwirrung, stören Laufwege etc.
Und ja, es gibt natürlich auch Mischformen, gute Defense-Spieler:innen auf höheren Leveln entscheiden selbst nach x Sekunden, ob sie Man oder Zone spielen. Aber darum geht es hier nicht, sondern um die Grundkonzepte. Wichtig ist in beiden Fällen gutes Ball Placement, also präzise Pässe dorthin, wo nur die eigenen Leuten Bälle fangen können (z.B. „on the button“, „outside shoulder“). Das ist dann Sache des Trainings.